Abschrift des Gründungs-Protokolls
Bremervörde, den 12. November 1928
„der Vereinigung früher westlich der Oste„
Am 12. November 1928 abends 8½ Uhr fanden sich auf Veranlassung des Herrn Ernst Hube mehrere Bewohner des früher westlich der Oste benannten Stadtteils und der Damm- und Bergstraße in der Rosebrockschen Gastwirtschaft zusammen, um über verschiedene Anliegen die zur Beseitigung von Mißständen und zur Hebung dieses Stadtteils dienen, zu sprechen.
Trotz des schlechten Wetters hatten sich 48 Haus- und Grundstücksbesitzer aus dem sehr zerstreut liegenden Stadtteil eingefunden. Ein Beweis wie dringend ein fester Zusammen-schluß aller hier wohnenden Mitbürger empfunden wird, um gemeinsam das zu erreichen, was kleinen Gruppen von Straßenanliegern nicht möglich war.
Herr Hube eröffnete die Versammlung um 8¾ Uhr, begrüßte die Erschienenen und erläuterte dann eingehend Zweck und Ziele einer Vereinigung, die sich aus den Bewohnern des bislang von der Stadtverwaltung so fühlbar vernachlässigten Stadtteils zusammensetzt.
Redner gingen zunächst auf die Mißstände ein, die sowohl in den Wegeverhältnissen, wie in der Beleuchtung an der Dammstraße, Bergstraße, Wesermünder Straße, Feldstraße, Waldstraße und den noch weiter außerhalb liegenden Stadtteilen herrschen.
Er wies darauf hin, daß trotz Beschwerden und Eingaben der Anlieger wenig oder garnichts getan sei und die Bittsteller in der Regel mit Vertröstungen auf spätere und bessere Zeiten hingehalten, oder wegen Mangel an Mitteln abgewiesen würden, das unser Bezirk von der Stadtverwaltung stiefmütterlich behandelt würde, sehe man jetzt wieder bei der wesentlichen Verbesserung der Straßenbeleuchtung im Inneren der Stadt, wie am Osterende, dort alles in strahlendem Licht, und hier lebensgefähliche Finsternis. Nur ein kleines Lämpchen will man uns in der Wesermünderstr. zubilligen. Als mäßige aber zwin-gend notwendige Forderung müsse man die Anbringung noch je einer Lampe in der verlängerten Dammstr., der oberen Bergstr., der Waldstr. und der Feldstr. sowie von drei Lampen an der Wesermünderstr., die letzte beim Krauseschen Gewese stellen.
Die beim Regen unpassierbaren Wege und die gerade bei den Häusern vielfach undurch-dringliche Finsternis, die Zigeunerplage und mancherlei andere Beschwernisse, dazu der geringe Polizei- und Nachtwächterschutz erwecken ein Gefühl der Unsicherheit seitens der Bürger und Angst seitens deren Angehörigen, vor allen der Frauen und Kinder.
Auch hier müsse wie im Inneren der Stadt für gute Fußgängerwege mindestens durch Be-schlackung desorgt werden, dort wo besonders starker Verkehr ist.
Ferner müßte überall wo jetzt elektrischer Strom noch fehle, vor allen Dingen in der Wald-str., die in der Bebauung eine besonder große Zukunft besitzt, mit der Leitung versehen werden. Aber auch die weiter nach außen wohnenden Mitbürger haben Anspruch auf Stromzuführung, Beleuchtung der Straße auf Kosten der Stadt und bessere Wege-verhältnisse. Auch hier muß noch viel getan und verbessert werden.
Die geringe Führsorge und das Beiseiteschieben bei allen zwingenden Belangen unseres Stadtteils erwecke in uns das bittere Gefühl, Bürger II. Klasse der Stadt zu sein.
Das soll und muß anders werden.
Wie aber können wir das erreichen?
Nur durch einen festen Zusammenschluß aller im Bezirk wohnenden Haus- und Grund-stücksbesitzer sowie deren Mietparteien. Zusammen bilden wir eine starke Macht, der man Achtung und Gehöhr schenken muß, einzeln verzetteln wir uns und unsere Wünsche verpuffen ergebnislos in der Luft. Hier muß der Grundsatz heißen:
„Einer für Alle und Alle für Einen“
Es muß eine große Familie werden, in der Friede und Gemeinsamkeit herrscht, sich nicht einer über den anderen stellt, weil er etwas mehr besitzt oder etwas mehr gelernt hat, wie der andere. Ein Ideal soll uns voran leuchten das alle beherrschen muß: „Die Hebung und Förderung unseres Bezirkes“, der wesentlich umfangreicher ist, wie die innere Stadt mitsamt dem Osterende, und Bebauungsmöglichkeiten besitzt, wie sie besser kein anderer Stadtteil aufzuweisen hat.
Mühsam wird der Weg sein, Ausdauer, Zähigkeit und Geschick wird dazu gehören, um alle berechtigten Wünsche in Erfüllung zu bringen. Aber das Ziel ist auch das Schwerste und das Opfer aller gutgesinnten und vorwärtsstrebenden Mitbürger wert, darum mit Mut und Verrtauen ans Werk.
Die aus dem Herzen kommenden und mit Überzeugung gesprochenen Worte des Herrn Ernst Hube erweckten allseitige Zustimmung der Versammlung und man beschloß nach kurzer Aussprache einstimmig sofort einen Verein zu gründen, der die Hebung und Förderung des früher westlich der Oste benannten Stadtteils, sowie der angeschlossenen Straßen anstrebt. Der Name für diese Vereinigung soll der demnächst stattfindenden Generalversammlung überlassen werden.
In der Mitgliederliste trugen sich sämtliche Teilnehmer der Versammlung ein. Es sind die Herren:
1. | H. Schomaker, Waldstr. 111 | 26. | W. Wehrenberg, Waldstr. 192 |
2. | J. Buck, Waldstr. 188 | 27. | J. Stelling, a. d. Höhne 3 |
3. | B. Hauschild, Waldstr. 83 | 28. | Cl. Tiedemann, a. d. Höhne 2 |
4. | Jak. Schröder, a. d. Höhne 9 | 29. | Christoph Peters, a. d. Höhne 4 |
5. | Franz Meyer, Kornbeckstr. 2 | 30. | Hinr. Haase, Wesermünderstr. 221 |
6. | Jakob Stüve, h. d. Höhne 5 | 31. | Chr. Nölting, Voßbergweg 2 |
7. | Martin Bösch, Kornbeckstr. 3 | 32. | W. Böckmann, Voßbergweg 1 |
8. | Joh. Schomacker, Wesermünderstr. 67 | 33. | Peter Hauschild, Wesermünderstr. 22 |
9. | Hinr. Köpke, Wesermünderstr. 40 | 34. | Hinrich Plate, Waldstr. 23 |
10. | Wilh. Wehrenberg, Waldstr. 2 | 35. | H. Peters, Waldstr. 4 |
11. | H. Köser, Waldstr. | 36. | Hinr. Meyer, Wesermünderstr. |
12. | H. Tietjen, Waldstr. 4 | 37. | Johs. Hagenah, Wesermünderstr. 37 |
13. | Kl. Mahler, Wesermünderstr. 24 | 38. | H. Grafelmann, Wesermünderstr. 34 |
14. | L. Tomforde, Wesermünderstr. 78 | 39. | Hinr. Matthias, Wesermünderstr. 55 |
15. | Cl. Mühler, Wesermünderstr. 59 | 40. | Claus Aldag, Feldstr. 7 |
16. | Klaus Hilker, Feldstr. 17 | 41. | Franz Wesch, Bergstr. 20 |
17. | Heinr. Meinke, Bergstr. 15 | 42. | Georg Pape, Wesermünderstr. 26 |
18. | D. Burfeind, Wesermünderstr. | 43. | Martin Tiedemann, Fresenburg 1 |
19. | H. Eike, Feldstr. 37 | 44. | Peter Lünsmann, Waldstr. 1 |
20. | Diedr. Buck, Fresenburg 3 | 45. | Diedrich Wollborn, Dammstr. 28 |
21. | Herm. Granz, Waldstr. 21 | 46. | Georg Müller, Dammstr. 16 |
22. | Herm. Buck, Dammstr. 24 | 47. | Herm. Rosebrock, Wesermünderstr. 59 |
23. | Ludw. Heinbockel, Dammstr. 26 | 48. | Johann Nehring, Kornbeckstr. 6 |
24. | Joachim Kahrs, Kornbeck 1 | 49. | Ernst Hube, Waldstr. |
25. | J. Tiedemann, Waldstr. 170 |
Es wurde nunmehr über eine von Hern Hube bereits verfaßte Eingabe-Verbesserung der Straßenbeleuchtung, sowie Anschluß an das Gas- und Wassernetz gesprochen und auch dieses einstimmig genehmigt. Ferner wurden für jeden engeren Bezirk Vertrauensleute gewählt, die dafür sorgen sollen, das zunächst alle in ihrem Bezirk wohnenden Hausbesitzer, und wo es angebracht ist, auch deren Mieter in die Vereinigung eintreten, ihren Namen in die Mitgliederliste eintragen und gleichzeitig die vorhin erwähnte Eingabe an die Werkekommission unterschreiben. Gewählt wurden: für die Dammstr., Herr Georg Müller; für die Bergstr., Herr Franz Wesch; Wesermünderstr., die Herren Hinrich Matthias, Heinrich Hauschild und Jakob Haase; für den Kornbeck, Herr Martin Bösch; an der Höhne, Herr Johann Stelling jun.; Waldstr., Herr Willy Wehrenberg; Feldstr.,Herr Claus Aldag; Fresenburg, Herr Dietrich Buck.
Als zweiter Punkt der Tagesordnung stand die Feier eines gemütlichen Abends zur Be-sprechung. Auch ein solcher wurde aus dem Zusammenschluß von allen Seiten begrüßt und beschlossen denselben Anfang Februar 1929 im Tivoli abzuhalten mit einem einfachen Kohlessen, wozu die Mitglieder alles erforderliche stiften und die Frauen das Kochen besorgen. Die Feier soll ganz im Rahmen einer gemütlichen und freund-schaftlichen Zusammenkunft gestaltet werden und für Unterhaltung durch Theaterstücke, humoristische Vorträge, Reigen der jungen Mädchen und Tanz ausreichend gesorgt werden. Tag und Ausgestaltung soll in der nächsten Generalversammlung festgelegt werden. Ferner soll der Generalversammlung ein jährlicher Vereinsbeitrag von 1 Mark vor-geschlagen werden. Außerdem wurde noch folgende Tagesordnung für die General-versammlung, die spätestens Mitte Dezember erfolgen soll, festgelegt und Herr Hube gebeten, die Statuten für den neuen Verein mit den Vertrauensleuten aufzustellen und der Generalversammlung vorzulegen.
Tagesordnung:
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Verlesen des Protokolls der Gründungsversammlung am 12. November 1928
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Wahl des Vorstandes
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Wahl der Beigeordneten
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Beratung und Genehmigung der Vereinssatzung
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Geschäftliche Mitteilungen
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Besprechung und Beschlußfassung über die Feier eines gemütlichen Abends
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Sonstiges
Zum Schluß sprach Herr Hube den Wunsch aus, daß alle Erschienenen werbend für den eigenen Gedanken eintreten und dafür sorgen möchten, daß niemand sich ausschließt und den Eigenbrödler spielt. Nur Einigkeit und treues Zusammenhalten gibt uns Stärke und führt zum Ziele das wir für uns und unsere Kinder wünschen und erstreben.
Um 11 Uhr wurde die Versammlung geschlossen.
gez. Claus Aldag (Schriftführer)
Generalversammlung am 19. Dezember 1928
Der Vorsitzende Herr Ernst Hube eröffnet um 7 ½ Uhr die Generalversammlung. Die Versammlung ist gut besucht.
Der Schriftführer verliest das Gründungsprotokoll.
Als 1. Vorsitzender wird Ernst Hube, als 2. Vorsitzender Cord Stabel, als Schriftführer B. Richter, als Vertreter M.Bösch, als Kassierer Claus Aldag gewählt.
Die Gewählten nehmen die Wahl an.
Der Verein erhält den Namen:
„Heimatliche Vereinigung Steen Eek“
Der Vorsitzende Herr Hube schlägt ein Fest vor. Es wird einstimmig angenommen am 2. Februar ein Kohlessen stattfinden zu lassen (Tivoli)
Es wird beschlossen, an die städt. Werkekommission einen Antrag zu richten wegen Ver-besserung verschiedener Wege, Straßen usw.
Der Vorsitzende schließt um 11 ½ Uhr die Versammlung.
gez. B. Richter (Schriftführer)